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Lisa Pahlke

Split Together

, Dresden

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  • Well known for her large-format ink drawings, artist Lisa Pahlke deals with motifs of fragmentation in her new series. She locks her gliding, densely strung together line drawings into angular shapes, cuts them up and tilts them. Supple, hitherto free-flowing lines now collide with geometries, the shapes are jagged. Soft movement meets solid, swinging meets hardness, curved meets straight: contrasts are combined.

    In general, the bringing together of opposites is characteristic of Lisa Pahlke's work. Her works move in the ambivalent field between drawing and sculptural object, between abstraction and concretion. This openness allows a high degree of interpretative freedom. Do we see abstract lines or imitations of fabric? Are we looking at landscapes or movements? Are they shards or geometries? Lisa Pahlke avoids final clarity. Her works are more questioning, searching explorations than assertions. They are created in a dialogue between the draughtswoman and the drawing. In this dialogue, much is negotiated that happens outside the two. Pahlke reacts to forms and themes, to thoughts and questions that she - carefully groping - lets flow into the creative process. These can be theatre experiences just as much as everyday experiences, news or works by other artists. Lisa Pahlke has recently been working extensively with polygons, for example, since she and her artist colleague Matthias Lehmann first created expansive, sculptural collaborative works out of paper in 2021. This collaboration, which continues to this day, also leaves its mark here.

    Beyond that, Lisa Pahlke does not remain untouched by the impositions of our time. Like a seismograph, she picks up the vibrations of our present without having to refer to specific current events. It is enough that the broken and fragmented determine the pictorial impression of her new group of works. With all her sensitive graphic realisation, she demonstrates the idea of deconstruction in all its drasticness. Like Lucio Fontana, she does not shy away from cuts and slits. These set the paper in motion, which bends and curls - as if in pain. Doilies show burn marks, glass splinters, crystals become brittle. Some works are reminiscent of shards, especially the gallery's seemingly broken shop window. Its splintering seems to cast a reddish, perspective-distorted shadow on the wall inside: Not for the first time, Lisa Pahlke has left the confines of the paper and drawn directly onto the wall. The inside is here - also in a figurative sense - shaped by the outside. And quite incidentally, Lisa Pahlke again unites a pair of opposites through the interweaving of interior and exterior space.

    The aesthetically most decisive polarity, however, is in every single one of her works. The artist succeeds in bringing to life the beauty that can be found in what has been destroyed. The splinters come together to form something new. In this way, Lisa Pahlke counters disillusionment with a pictorial idea, disaster with a chance, resignation with hope.

    Text: Dr Carolin Quermann

  • Die für ihre großformatigen Tuschezeichnungen bekannte Künstlerin Lisa Pahlke befasst sich in ihrer neuen Folge mit Motiven der Zersplitterung. Ihre gleitenden, dicht aneinander gereihten Lineaturen sperrt sie in eckige Formgebilde, zerschneidet und verkantet sie. Geschmeidige, bislang frei fließende Linien stoßen jetzt auf Geometrien, die Gebilde sind zerklüftet. Weiche Bewegung trifft auf Festes, Schwingendes auf Härte, Gebogenes auf Gerades: Kontraste werden miteinander kombiniert.

    Generell ist das Zusammenführen von Gegensätzen charakteristisch für Lisa Pahlkes Werk. Ihre Arbeiten bewegen sich in dem ambivalenten Feld zwischen Zeichnung und skulpturalem Objekt, zwischen Abstraktion und Konkretion. Diese Offenheit lässt einen hohen Grad interpretatorischer Freiheit zu. Sehen wir abstrakte Linien oder Stoff-Imitationen? Haben wir Landschaften vor uns oder Bewegungen? Sind es Scherben oder Geometrien? Lisa Pahlke meidet finale Klarheiten. Ihre Werke sind eher fragende, suchende Erkundungen als Behauptungen. Sie entstehen in einem Zwiegespräch zwischen Zeichnerin und Zeichnung. In diesem dialogischen Miteinander wird vieles verhandelt, was außerhalb der beiden geschieht. Pahlke reagiert auf Formen und Themen, auf Gedanken und Fragen, die sievorsichtig tastendin den Schaffensprozess einfließen lässt. Dies können Theatererlebnisse genauso sein wie Alltagserlebnisse, Nachrichten oder Werke anderer Künstlerinnen und Künstler. So hat sich Lisa Pahlke zuletzt ausgiebig mit Polygonen befasst, seit sie zusammen mit ihrem Künstlerkollegen Matthias Lehmann 2021 erstmalig raumgreifende, skulpturale Gemeinschaftsarbeiten aus Papier schuf. Auch diese, bis heute anhaltende Kooperation hinterlässt hier Spuren.

    Darüber hinaus bleibt Lisa Pahlke nicht unberührt von den Zumutungen unserer Zeit. Wie ein Seismograf nimmt sie die Schwingungen unserer Gegenwart auf, ohne auf spezifische aktuelle Geschehnisse verweisen zu müssen. Es reicht, dass Zerborstenes und Fragmentiertes den Bildeindruck ihrer neuen Werkgruppe bestimmen. Bei aller feinfühligen zeichnerischen Umsetzung führt sie die Idee der Dekonstruktion in aller Drastik vor. Wie Lucio Fontana schreckt sie nicht vor Schnitten und Schlitzungen zurück. Diese setzten das Papier in Bewegung, das sichwie unter Schmerzenkrümmt und einrollt.

    Deckchen weisen Brandspuren auf, Glas splittert, Kristalle werden brüchig. Einige Werke erinnern an Scherben, insbesondere das scheinbar zerbrochene Schaufenster der Galerie. Seine Splitterung scheint einen rötlichen, perspektivisch verzerrten Schatten an die Wand im Innern zu werfen: Nicht zum ersten Mal hat Lisa Pahlke die Begrenzung des Papiers verlassen und direkt auf die Wand gezeichnet. Das Innere ist hierauch im übertragenen Sinnevom Außen geprägt. Und ganz nebenbei vereint Lisa Pahlke durch die Verschränkung von Innen- und Außenraum wieder ein Gegensatzpaar miteinander. Die ästhetisch entscheidendste Polarität steckt allerdings in jeder einzelnen ihrer Arbeiten. Es gelingt der Künstlerin, jene Schönheit zum Klingen zu bringen, die Zerstörtes in sich bergen kann. Die Splitter fügen sich zu Neuem zusammen. Auf diese Weise setzt Lisa Pahlke der Ernüchterung eine bildnerische Idee entgegen, dem Desaster eine Chance, der Resignation Hoffnung.

    Text: Dr. Carolin Quermann